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30.08.2022 Kategorie: Wort zur Zeit

Eine Hand voll Ruhe ....

Andacht von Propst Dr. Ulrich Lincoln

Liebe Leserinnen und Leser,

„Wie war der Urlaub?“ „Es war wunderschön; aber jetzt hat der Alltag mich schon längst wieder eingeholt!“ Kennen Sie das auch? Aber wieso ist das so? Wieso kann der Urlaub nicht länger dauern? Und wieso ist er dann so schnell vorbei, wenn er vorbei ist? Kaum hat die Arbeit oder Schule wieder angefangen, scheint die Urlaubszeit unendlich weit entfernt. Wie abgeschnitten. Gerne würde ich etwas davon hinüberretten in den Alltag. Aber wie geht das?

Manch einer schaut sich noch einmal die Bilder aus dem Urlaub an. Früher, in vor-digitalen Zeiten, gab es Leute, die nach dem Urlaub zu Dia-Abenden einluden, an denen sie ihre Gäste mit den 5000 schönsten Fotos von der Reise quälten. Heute wischt man über das Handy. Heute wie damals liegt die Herausforderung darin, eine schöne Erinnerung festzuhalten.

Vielleicht gelingt dies, wenn man nicht zu fest festhalten will. Ein wenig Leichtigkeit, eine Prise Gelassenheit, und etwas unbenutzte Zeit: dies sind die Zutaten. Sie helfen mir zu spüren und zu entdecken, dass die Ruhe und Erholung, die ich im Urlaub erlebt habe, noch da sind. Eigentlich sind sie ganz nahe. In der Bibel gibt es einen Satz: „Eine Hand voll Ruhe ist besser als beide Fäuste voll Mühe und Haschen nach Wind“. Ruhe ist etwas, das direkt vor mir liegt, was ich nur aufzuheben brauche, so wie der Sand am Meer. Aufheben, betrachten, fühlen, durch die Finger rinnen lassen. Mehr nicht. Nicht verwertbar, auf wunderbare Weise nutzlos und zweckfrei.

Der Urlaub ist vorbei. Aber die Kraft und die Ruhe schlummern noch in uns. Ich wünsche Ihnen, dass Sie noch lange davon zehren können.

Ihr

Ulrich Lincoln

Foto: Daniel Reche auf pixabay.com