Liebe Leserinnen und Leser,
die deutsche Sprache entwickelt sich beständig weiter, und das ist gut so. Immer wieder kommen neue Worte in Gebrauch, und irgendwann auch in den Duden. Ob „Gendersternchen“, „Boosterimpfung“ oder „Übergewinn“: die Sprache nimmt neue Worte auf wie ein Schwamm. 2000 neue Worte jährlich gibt es im Deutschen. Man muss nicht alle neuen Worte lieben, aber es ist schön, dass die Sprache so schöpferisch ist. Daneben gibt es aber immer auch einen Riesenschatz an alten Worten, die man nicht ohne weiteres durch neue ersetzen kann. Vor kurzem fiel mir ein solches altes, unersetzliches Wort wieder in die Hände bzw. in den Mund: „unverzagt“. Nicht angstfrei oder unerschrocken oder forsch steht da, sondern: unverzagt. Das heißt: sich nicht vom Zagen und Zögern zurückhalten zu lassen. Vorwärts gehen, weiter machen. Ein Wort für große und kleine Helden. Unverzagt: Ich mag dieses alte Wort sehr. Es hat etwas Frisches, Furchtloses. Ein Wort, das ich im Alltag oft gut gebrauchen könnte, als Ansporn oder Antrieb in schwierigen Situationen.
„Sei getrost und unverzagt! Denn der Herr wird mit dir sein.“ So heißt es in einem Mut-Wort aus dem Alten Testament. Mose sagt es zu Josua, seinem Schüler und Nachfolger. Es ist ein Wort, das sich direkt auf heute übertragen lässt. Ein Wort für jeden Menschen, der eine neue Aufgabe vor sich hat. Oder ein neues Schuljahr. Unverzagt, das heißt: Lass dir nicht den Wind aus den Segeln nehmen, sondern nimm den Wind mit und nutze seine Kraft.
Unverzagt: Ich freue mich über dieses alte Wort, es hat Kraft und Schwung. Ein Wort aus der Schatzkammer unserer Sprache. Ein Wort für Helden und Heldinnen des Alltags, heute.
Ihr
Ulrich Lincoln