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26.11.2023 Kategorie: Wort zur Zeit

... dir nahe zu sein, ist mein ganzes Glück“

Andacht vor der Adventszeit von Sabine Kesting

Nimm dir Zeit, um glücklich zu sein“, diesen Satz lese ich jeden Morgen auf dem Seifenspender im Badezimmer. Wieviel Zeit habe ich heute dafür? Zum Glücklichsein? Und was ist für mich Glück? Was würden Sie/würdet ihr auf diese Frage antworten? Gar nicht so einfach, oder? Vielleicht ist es leichter zu fragen, wann man glücklich ist. Unsere Konfirmanden hätten die Antwort, sie seien glücklich, wenn sie Ferien haben, an Brückentagen oder wenn sie eine gute Note bekommen. Meine Freundin würde sagen: Wenn mein Enkelkind kommt und wir in den Urlaub fliegen.

Da drängt sich schon die Frage auf: Hat Glücklichsein immer damit zu tun, dass etwas Schönes passiert? Oder kann man auch einfach so, ohne wunderschöne Erlebnisse, glücklich sein? Ich denke schon. Aber ganz ehrlich: Oft hindert mich schon Vieles in meinem Kopf daran, glücklich zu sein. Ich bin unglücklich, wenn ich nicht verstanden werde, oder ich mich einfach nicht wohl in „meiner Haut“ fühle.

Aber auf vieles in unserem Leben haben wir keinen Einfluss. Ich kann Schwieriges ja nicht einfach wegzaubern. Wenn mein Glücklichsein tatsächlich abhängig ist von guten Noten oder intakten Beziehungen, dann hätte ich ja viel zu tun, um alles so hinzubekomme, wie ich es haben möchte.

Ein Buchtitel hat mich deshalb neulich gleich angesprochen: „Ins Glück stolpern“. Suche dein Glück nicht, dann findet es dich von selbst (Daniel Gilbert, München 2008, Goldmann). Verstanden habe ich beim Lesen, dass für den Autor Glücklichsein eine Haltung ist und unabhängig von allem Äußeren durchaus möglich ist. Vielleicht hat das ja auch schon jemand im alten Israel vor vielen hundert Jahren gewusst. Sein Tipp zum Glücklichsein in Psalm 73 lautet: „Ich setze mein Vertrauen auf dich, meinen Herrn, dir nahe zu sein, ist mein ganzes Glück“ (Psalm 73,28, Übersetzung: Gute Nachricht). Auch er macht sein Glücklichsein nicht abhängig von Erlebnissen, Erfolg oder Lebenssituationen. Sein Glück ist seine Verbindung zu Gott, weil er sich in ihr geborgen fühlt, weiß, dass Gott für ihn sorgt und er mit allem zu ihm kommen darf, was ihn bewegt.

Wenn Sie diese Andacht lesen, ist die Adventszeit schon sehr nah. Oder vielleicht auch schon wieder vorbei. Einen weiteren guten Grund zum Glücklichsein finden wir im Lukasevangelium in der Ankündigung der Geburt Jesu: „Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freunde, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.“

Welch ein Glück, dass Gott uns seinen Sohn geschickt hat, der uns von ihm berichtet und uns, so sieht und liebt, wie wir sind.

Es grüßt

Sabine Kesting, Pfarrerin in Bahrdorf und Mackendorf

Sabine Kesting