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11.11.2020 Kategorie: Wort zur Zeit

Glocken und Gedenktage

Andacht von Jochen Meißner-Warnecke

Das Kirchenjahr neigt sich dem Ende zu: der Volkstrauertag ist der vorletzte Sonntag, in diesem Jahr am 15. November.

Viele Jahre gab es große Gedenkfeiern mit Kranzniederlegungen. In diesem Jahr nur in kleinem Kreis. Die Ausbreitung des Coronavirus soll auch hier durch geringe Kontakte gedämpft werden.

Lange habe ich mich wenig um den Volkstrauertag gekümmert, zuletzt in der Schulzeit. Über „Heldengedenktag“ und „Ehrenmal“ habe ich im Stillen gelästert, auch wenn ich den Kriegsdienst aus Gewissensgründen verweigert habe.

Nun holt mich das Thema „Gedenken“ über einen ganz anderen Weg wieder ein. In den Weltkriegen wurde viele Kirchenglocken aus Bronze zu Geschossen und Granaten umgegossen. Die Kirchengemeinden konnten mit Mühe und Not, wieder im Frieden, Glocken aus Eisen beschaffen. Sie läuten seitdem zur Mahnung an den Frieden, zu Gebet und Gottesdienst, zu Taufen, Konfirmationen, Trauungen und zu Beerdigungen.

In der St. Petruskirche tun sie das seit 1924. Man spürt den Inschriften ab, wie tief die Menschen vom Krieg getroffen waren: „Niemand hat größere Liebe denn die, dass er sein Leben lasset für seine Freunde“ steht auf der 'Liebe' genannten Glocke und: „den im Weltkriege 1914 – 1918 Gefallenen zum Gedächtnis“.

Ich empfinde heute einen solchen Bibelspruch im Zusammenhang mit einem Krieg als unpassend, gehört er doch zu den Abschiedsreden von Jesus. „Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein“ war 1948 die klare Botschaft der Vollversammlung des Weltkirchenrates in Amsterdam, dem ich mit vollen Herzen zustimmen kann. Ich verstehe aber, dass den Menschen damals der Bibelvers ein Trost war.

Jetzt kommen die Glocken aus dieser Zeit an das Ende ihrer Lebenserwartung, in Mackendorf, in Vorsfelde, in Calvörde. Die Konfirmandengruppen haben überlegt, was heute auf den Glocken stehen müsste.

Frieden und Freiheit ist ihnen wichtig. Von Gerechtigkeit und Liebe sollen die Glocken künden. Ausreichend Essen für alle Menschen, Einigkeit, Tierschutz und Gesundheit wünschen sich die Konfirmanden.

Und was ist Ihnen so wichtig, dass es auf neue Glocken geschrieben werden muss?