Die deutsche Schriftstellerin Herta Müller hat ihr halbes Leben lang in einer Diktatur gelebt, und zwar in Rumänien, unter Ceaușescu. Als sie dann Ende der 1980er Jahre nach Deutschland kam, wurde sie bald eine berühmte Schriftstellerin und 2009 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet. In ihrem neuesten Buch ist eine Geschichte betitelt mit „Zahnbürste und Freiheit“.
In der Zeit der Diktatur in Rumänien, erzählt Frau Müller, habe sie immer eine Zahnbürste in ihrer Handtasche gehabt. Für sie war das ein Symbol der Unterdrückung. Jeden Tag konnte man abgeführt und verhört werden. Falls sie dann nicht wieder hätte heimgehen dürfen, hätte sie zumindest eine Zahnbürste bei sich für die tägliche Mundhygiene.
Als sie 1987 in den Westen gekommen sei, war die Zahnbürste immer noch in ihrer Tasche. Aber nach ein paar Tagen wurde ihr die Handtasche gestohlen. Man fand die Tasche zwar kurz darauf, doch die Zahnbürste war nicht mehr drin.
Für Frau Müller ist dies eine Geschichte des Glücks. Sie empfindet, dass ihr das Mittragen der Zahnbürste Glück gebracht hat – sie wurde nie über Nacht im Gefängnis behalten. Und auch der Verlust der Zahnbürste war für sie ein Glückszeichen: Nun brauchte sie die ja nicht mehr stets bei sich zu tragen.
Welches Glück haben wir doch, in einer Demokratie leben zu dürfen, mit Meinungsfreiheit, Reisefreiheit und einem Rechtsstaat. Das ist wirklich ein Glück – oder besser gesagt: Gnade, ein Geschenk Gottes.
Gott möchte uns frei und möglichst glücklich. Das lässt sich am besten in einer Demokratie verwirklichen. Es lohnt sich also, für die Demokratie und für die Würde jedes einzelnen zu kämpfen. Gerade in einer Zeit, in der rechtsextremistische Positionen und Parteien auf dem Vormarsch sind.