Stille. Nichts ist zu hören - nur das Knacken kleiner Äste und das Rascheln von Laub unter den Schuhen. Minutenlang wandern wir schweigend nebeneinanderher. Dann stimmt jemand ein Lied an. Kurz danach setzt wieder fröhliches Stimmengewirr ein, befreites Lachen.
Wir sind unterwegs - Wandergottesdienst. Vor zwei Jahren waren wir im Harz. Im letzten Jahr dann mit einer Pilgermuschel am Rucksack auf einem Teil des Jakobsweges in der Lüneburger Heide. Wir sind eine Gruppe von Menschen jeden Alters mitten im Grünen. Rauskommen, durchatmen, die Seele auftanken.
Ich habe ein kleines Buch, das heißt „Wenn nichts mehr geht, dann geh.“ Und das stimmt: Bewegung tut nicht nur dem Körper gut, sondern auch der Seele. Wenn in meinem Alltag alles verhakt und erstarrt ist, hilft oft der Gang in die Natur. Gemeinsam mit anderen kann ich mir dann auch manches von der Seele reden oder im Schweigen vor Gott bringen. Wandern ist beten mit den Füßen.
Gemeinsam auf dem Weg – Zeit für Gespräche, Zeit zum Schweigen, zum Staunen, zum Beten, Zeit für die kleinen Wunder am Wegesrand. Wandern weitet den Blick und öffnet das Herz.
Jörg Zink schreibt: „Ich wünsche dir nicht, dass dir irgendwo auf einem Waldweg ein weißer Hirsch begegnet oder ein Königssohn oder eine Fee, die dich reich macht. Aber dass du Augen hast, zu sehen, wenn dir auf deinem Weg ein Wunder begegnet. Denn für Wunder brauchen wir keine Märchen, sondern Augen, die sehen, und ein Herz, das versteht, für ein Wunder zu danken.“
Morgen führt uns unser Wandergottesdienst übrigens in den Drömling. Welche Wunder werden uns wohl begegnen? Ich bin gespannt!