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19.09.2022 Kategorie: Wort zur Zeit

Der barmherziger Samariter Nahuel Carabaña

Andacht von Pfarrer Matthias Rothkirch, Kästorf

Nahuel Carabaña kommt aus Andorra. Das ist ein kleiner Staat in den östlichen Pyrenäen zwischen Spanien und Frankreich. Viele Sportlerinnen und Sportler gibt es dort nicht.

Nahuel war bei den Europameisterschaften der Leichtathleten Ende August in München dabei. Und so wie alle anderen wollte er dort am liebsten gewinnen; er trat beim 3000-Meter-Hindernislauf der Männer an. Da geht es oft sehr eng zu. Alle Läufer sind dicht beieinander und müssen auch noch über Hindernisse springen und über einen Wassergraben.

An jenem Tag passiert es: Der Däne, der an der Spitze der Gruppe läuft, stolpert, stürzt und verletzt sich. Und alle anderen laufen weiter, denn sie wollen ja gewinnen. Nur Nahuel nicht: Er bleibt mitten im Lauf stehen und hilft. Er greift dem Gestolperten unter die Arme und zieht ihn von der Bahn weg, damit die anderen an ihnen vorbeilaufen können. So verliert er natürlich viel Zeit.

Als alle anderen Läufer schon längst im Ziel sind, muss Nahuel noch seine zwei letzten Runden laufen. Er weiß, dass er den Wettkampf verloren hat. Andererseits hört er den tosenden Beifall des Publikums. Um die 20.000 Menschen applaudieren und feiern einen Helden. Nahuel sagt später: „Der Kollege hätte ja schwer verletzt sein können. Ich bin kein Held; ich wollte in dem Moment nur helfen.“

Der junge Mann denkt nicht lange nach, sondern packt einfach zu, mit viel Herz. Das erinnert mich an den barmherzigen Samariter: Als der den Überfallenen am Straßenrand liegen sah, hat er nicht lange nachgedacht, sondern sofort geholfen.

Nahuel ist so ein barmherziger Samariter. Er verliert zwar seinen Wettkampf, wird dann aber ein großer Sieger; ein Sieger der Herzen. Solche Leute wünscht sich Jesus.

Bild: "The Good Samaritan" von George Frederic Watts (1817–1904)