Eine besondere Geste konnte man vor einigen Wochen bei den Olympischen Spielen in Paris sehen. Da gibt es den Wettbewerb des „Speedkletterns“ an einer 15 Meter hohen Wand. Es treten immer zwei Sportlerinnen oder Sportler gegeneinander an. In diesem Fall ist es ein knapp vierzigjähriger Iraner, der schon lange als eine Art König in dieser Disziplin gilt. Sein Gegner ist ein erst 19-Jähriger aus Neuseeland. Nach gut 5 Sekunden Klettern hat der Neuseeländer knapp gewonnen. Der Iraner wirkt enttäuscht über seine Niederlage, als die beiden wieder festen Boden unter den Füßen haben.
Dann aber geschieht es: Der junge Neuseeländer geht vor dem Iraner auf die Knie, breitet seine Hände aus und dankt ihm. Es wirkt, als wolle er sagen: Dir verdanke ich, dass ich hier bin; Dir verdanke ich, dass ich diesen Sport für mich entdeckt habe! Und der Iraner wirkt sehr berührt.
Der 19jährige erinnert sich, dass er nicht allein für seinen Erfolg verantwortlich ist. Er weiß, wer ihm den Weg bereitet hat. Das will er zum Ausdruck bringen mit seinem Kniefall.
Ich muss bei dieser Geste an einen Vers aus Psalm 103 denken: „Lobe den HERRN, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.“
Es ist zu wenig, sich immer nur selbst zu loben, nach dem Motto: Das hast du gut gemacht, du bist ein wahrer Held! Ehrlicherweise müssen wir bekennen: Es gibt Menschen, die uns den Weg bereitet haben; Eltern, Lehrer, Trainer, vielleicht auch Pastoren. Und es gibt Gott, der uns in vielen Fällen das Gelingen schenkt.
Natürlich geben wir uns Mühe bei unserer Arbeit oder beim Training. Außerdem erfahren wir die Hilfestellung anderer Menschen. Doch das ist noch keine Garantie für Erfolg. Auch der Himmel hat immer ein wenig seine Hand im Spiel, meine ich. Es gehört zur Lebenskunst, das nicht zu vergessen und unserem Gott stets neu zu danken.
Pfarrer Matthias Rothkirch, WOB-Kästorf