Liebe Leser,
der letzte Sonntag des Kirchenjahres, der sogen. „Ewigkeitssonntag“, naht morgen und wir gedenken gemeinsam der Verstorbenen aus dem letzten Jahr.
Der Tod, ein altes, vertrautes Thema, bedeutet immer wieder persönliches Neuland, besonders gerade wenn es einen unmittelbar betrifft und selbst angeht. Geliebte Menschen werden oft unverhofft aus unserer Lebensmitte gerissen und werfen bei uns grundsätzliche Fragen auf; Fragen nach dem Sinn dessen allen, womöglich Fragen nach dem Lebenssinn überhaupt oder Fragen an Gott: Wie konnte er das nur wieder einmal zulassen?
Und wir werden stille und andächtig in dieser dunklen und kalten Novemberzeit und besinnen uns vielleicht neu, auf das, was uns wesentlich und unentbehrlich in diesem Leben erscheint.
Sicher, den Tod können wir nicht hinwegrationalisieren, völlig verdrängen oder gar ´vergessentlich´ vernachlässigen – wir müssen uns dieser fremden Realität, die einfach wie selbstverständlich und doch so quälend und unerschütterlich zu unserem Leben dazugehört, immer wieder behände stellen.
Die Bibel aber sagt uns im Psalm 90, 12: Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.
Mit diesem Blickwinkel, ja diesem Perspektivwechsel gewissermaßen gewinnen wir eine neuartige und gute Ausrichtung und lebensbejahende Neuorientierung!
Wenn wir nämlich den Tod nicht als „letzte“ Tatsache unseres Lebens wahrnehmen, sondern ihn ´antizipieren´, vorwegnehmen, an-focussieren und bedenken, dann erst erhält unser Leben eine verändernde Richtung. Denn dann, wenn wir stets wissen und vor Augen haben, dass für uns alles einmal ein Ende haben und bedeuten wird, fangen wir wahrscheinlich an, anders zu leben: Bewusster, intensiver, bedachter, fröhlicher, gewagter, verantwortlicher und damit eben klüger. Das fällt uns sicher nicht von Natur aus leicht, deswegen empfiehlt ja Gottes Wort auch die „Lehre zum Bedenken“. Aber wenn uns das gelingt und wir somit klug und weise werden in diesem Leben schon, dann haben wir wahrlich dem Tod schon seinen entscheidenden Stachel und seine eigentliche Gefährlichkeit genommen!
Indem wir somit nämlich ein ewigkeitsbezogenes Leben führen, können wir täglich die Qualität unseres Lebens um ein Vieles steigern. Wir können dann die wichtigen und entscheidenden Schritte tun, die eben den feinen und letztendlichen Unterschied machen.
Nicht einfach blind und unreflektiert drauf losstarten, sondern Durchdringen zum Wesentlichen…